Freitag, 15. Januar 2016

»Zwischen zwei Stürmen«

Annemarie Kruse (1889–1977), eine Tochter Max Kruses und Anna von Pawels,
war in erster Ehe mit Igor von Jakimow verheiratet.
 »Zwischen zwei Stürmen  — Annemarie Kruse und Igor von Jakimow in Russland«, so lautet der Titel eines Vortrags, den Museumsdirektor Dr. Jörg Paczkowski am Sonntag, 17. Januar, um 11.15 Uhr im Gartensaal des Schlösschens hält.

Er wird über das ungewöhnliche Leben der Annemarie Kruse in Russland berichten. Nachdem diese Künstlerin, Tochter des Berliner Bildhauers Max Kruse, in Paris jüngste Schülerin von Henri Matisse geworden war, lernte sie dort auch ihren späteren Ehemann Igor von Jakimow kennen, den sie gegen den Willen des Vaters 1912 heiratete.

Sie ging mit ihm nach Russland, um auf dem väterlichen Gutshof ihres Mannes zu leben. Sie hatte sich eine künstlerisch fruchtbare Zeit in Russland erträumt. Doch es kam alles anders. Der Erste Weltkrieg brach aus. Ihr Mann musste an die Front. Obwohl sie durch die Heirat Russin geworden war, begegnete man ihr mit großer Skepsis. Sie versuchte, den Gutshof allein mit einem alten Inspektor zu bewirtschaften. Nach anfänglichen Erfolgen wurde das Leben dort immer schwerer. Die Oktoberrevolution kündigte sich an und brach dann mit aller Härte auch über den Gutshof herein.

Nach dem Waffenstillstand zwischen Russland und Deutschland 1917 war sie plötzlich wieder eine auch in Russland geduldete deutsche Frau. Doch auch dies währte nicht lange. Nach dem Krieg kehrte die Familie nach Deutschland zurück.

Immer wieder taucht in ihren Erinnerungen auf, dass sie eigentlich am liebsten malen wollte. Sie kam kaum dazu. Trotz aller Widrigkeiten sind einige interessante Zeichnungen und Gemälde entstanden, die - obwohl der Schwiegersohn von Max Liebermann sie vorübergehend retten konnte - verschollen sind. Bereits 1919 erschienen beim Ullstein-Verlag in Berlin ihre Erinnerungen »Der Gutshof Jakimow«. Auch in ihren noch unpublizierten Erinnerungen geht sie auf diese ungewöhnliche Zeit ein. Ihre Berichte sind ein besonders intensives Zeitdokument.

Der Vortrag gehört zum Rahmenprogramm der Doppelausstellung »Die Kruses — eine geniale Künstlerfamilie und ihr Freundeskreis«.

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