Montag, 15. Juli 2013

Doppelausstellung: Vater und Sohn

Otto Modersohn, Sommerhochwasser im alten Dorf, 1924,
Öl auf Malpappe, Otto-Modersohn-Stiftung
Zwei Ausstellungen, die in engem Zusammenhang stehen, werden ab kommendem Sonntag, 21. Juli, im Schlösschen im Hofgarten und im Wertheimer Grafschaftsmuseum gezeigt: Im Schlösschen kann man bis zum Saisonende am Sonntag, 3. November, »Otto Modersohn – die 20er Jahre in Fischerhude« besuchen. Gleichzeitig findet im Grafschaftsmuseum die Ausstellung »Ulrich Modersohn – dem Unerklärlichen Gestalt geben. Eine Retrospektive des Unvollendeten aus Anlass seines 100. Geburtstages« statt.

Die enge Verbindung der Modersohns zu Wertheim und Franken entstand 1916 und dauerte bis weit in die 1920er Jahre.  Diese Zeit war geprägt  von intensiven gemeinsamen Studienreisen Otto Modersohns (1865–1943) und seiner dritten Frau, Louise Modersohn-Breling (1883–1950), nach Wertheim und Würzburg.

Die Ausstellung im Schlösschen zeigt nun Werke, die in Fischerhude entstanden sind, wohin sich Otto Modersohn im Mai 1917 zurückgezogen hatte. In der folgenden Zeit wandelt sich seine Malerei hin zu flächigen, ganz transparent aufgebauten Bildräumen, die seinen Bildern den Eindruck von farbigen Geweben verleihen. Auch zeigt sich in diesen Arbeiten eine beziehungsreich ausgewogene Ordnung der Kompositionselemente, die Modersohns intensives Studium Cézanne‘scher Bilder spiegelt. Auch die Bilder des deutschen Expressionismus blieben nicht ohne Wirkung. In ganz eigener Weise versuchte er eine Anverwandlung dieser Einflüsse. Das Stoffliche tritt zurück, zugunsten des formal Gemeinsamen in der Natur.

Die im Modersohnsaal sonst ständig  gezeigten Wertheim- und Franken-Bilder des Grafschaftsmuseums von Otto Modersohn und Louise Modersohn-Breling befinden sich derzeit als Wertheimer Leihgaben im Fränkischen Museum Feuchtwangen. Deshalb hat das Otto-Modersohn-Museum in Fischerhude die Arbeiten von Ulrich Modersohn nach Wertheim ausgeliehen, von dessen hinterlassenen Bildern und Zeichnungen bis heute nur wenige wissen.

Ulrich Modersohn, geboren 1913, fiel 1943 in Russland. Wie sein jüngerer Bruder Christian (1916–2009) hatte auch Ulrich als Sohn Otto Modersohns und seiner dritten Frau deren künstlerische Begabungen geerbt. Er besuchte nach einem kurzen Studium ab 1931 an der Bremer Kunstgewerbeschule von 1933 bis 1939 die Akademie der Künste in München. Vor allem wurde seine künstlerische Entwicklung durch das Erlebnis der Landschaften um Fischerhude und in den Allgäuer Alpen, wo die Familie seit 1930 ein Haus bei Hindelang besaß, beeinflusst.

Schon früh fand Ulrich Modersohn zu einer eigenen, ganz persönlich geprägten Ausdrucksform, die sich gegen das starke Vorbild des Vaters behaupten konnte und in der sein ernster, oft lyrisch gestimmter Wesenszug zum Tragen kommt. Auch die scheinbar vertraute norddeutsche Landschaft erscheint in den Bildern Ulrich Modersohns fremd und geheimnisvoll.

Ulrich Modersohn, Mondaufgang, 1937,
Aquarell, Ulrich-Modersohn-Stiftung i. A.
Ulrich Modersohn hatte nur wenige Jahre Zeit, seine künstlerischen Vorstellungen zu entfalten. Sein Werk blieb unvollendet und enthält eine ganze Reihe nicht zum Ende gebrachter Ansätze. Eine kleine Besonderheit dieser Ausstellung sind die Aquarelle, die er 1924 als Elfjähriger in Wertheim gemalt hat, denn ab 1922 begleitete er seine Eltern bei den Malaufenthalten in der Stadt.

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