Samstag, 9. Februar 2013

Blick in die Geschichte (II)

Nach dem Erbauer kam Johann Carl Ludwig zu Löwenstein-Wertheim-Virneburg (1740-1816), der einzige Sohn des älteren Bruders von Graf Friedrich Ludwig, in den Besitz des Schlösschens. Die gemeinsam regierenden Brüder hatten 1780 vertraglich die Primogenitur für die evangelische Linie eingeführt. Johann Carl Ludwig war es, der 1812 den bayerischen Fürstentitel für die evangelische Linie erhielt, während die katholische Linie Löwenstein-Wertheim-Rosenberg schon hundert Jahre zuvor gefürstet worden war.

Über Johann Carl Ludwigs Beziehung zum Schlösschen ist wenig bekannt. Doch berichtet sein Sohn Georg, seit 1816 selbst Fürst, um 1854 in seinen Aufzeichnungen über einen Aufenthalt seiner Mutter Dorothea (1738-1799), einer geborenen Landgräfin von Hessen-Philippsthal-Barchfeld, im Hofgarten:

Meine treffliche Mutter war sehr leidend geworden ... Man hatte gehofft, dass, wenn ihr einer kleine Luftveränderung zu Theil würde, ihr Zustand sich vielleicht bessern werde; und da wir uns damals gerade in der schönen Jahreszeit befanden, so schlugen die Aerzte vor, dass sie das Gartenhaus im Eicheler Garten bewohnen möge, weil sie eine Reise zu unternehmen nicht im Stande war. Man traf bald alle Anstalten, um das Gartenhaus einzurichten, und meine Mutter wurde nun, sobald alles fertig war, mit der möglichsten Vorsicht hinausgefahren. Auch fühlte sie in den paar ersten Tagen, in welchen sie das Gartenhaus bewohnte, wirklich einige Erleichterung, und wir alle waren wirklich erfreut darüber, in dem wir hofften, dass vielleicht eine dauernde Besserung eintreten werde, allein leider wurden wir darin getäuscht ...

Georg schreibt, dass man das »Gartenhaus« für seine kranke Mutter »eingerichtet« habe. Es scheint also nicht in allzu lebhafter Nutzung gestanden zu haben drei Jahre nach dem Tod seines Erbauers. Doch glanzvolle Jahre und dann viele Jahre des Dornröschenschlafs lagen noch vor ihm. 200 Jahre später, nun in Bürgerhand, erwachte es zu neuem Glanz.

Christoph Faber zeichnete 1795 eine Ansicht der Stadt und Burg Wertheim (hier ein
Ausschnitt), auf der man im Hintergrund das Schlösschen am Mainufer zwischen der
Stadt und dem Dorf Eichel erkennt. Der noch relativ kleine barocke Garten ist von
einer hohen Mauer umgeben.

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