Montag, 11. Februar 2013

Winterspaziergang

Ansicht des Schlösschens vom Mainufer aus. - Fotos: Friedrich Lehmkühler
Der Schnee ist weg, aber die Winterpause des Museums dauert noch wenige Wochen. Dennoch eignen sich das Schlösschen und sein vier Hektar großer Park im Stil eines englischen Landschaftsgartens hevorragend für einen schönen Winterspaziergang.

Das Wegenetz im Park verbindet Schlösschen, Gärtnerhaus (während der Saison als Café in Betrieb), »Hungerdenkmal« von 1816/17, Rundtempel und Begräbniskapelle der fürstlichen Familie Löwenstein-Wertheim-Freudenberg auf vielfältige Weise miteinander und bietet dem Spaziergänger Abwechslung.

Von der Wertheimer Altstadt kann man über den Rad- und Fußweg am Main entlang zu Fuß in etwa 20 Minuten hier sein. Im Mainvorland in der Nähe des Schlösschens gibt es aber einen großen Besucherparkplatz, von dem aus man mit wenigen Schritten im Park ist.

Koordinaten für das Navigationsgerät:
Mainparkplatz Altstadt:  49°45'43.61"N  -  9°30'55.00"E
Parkplatz Schlösschen:  49°45'42.40"N  -  9°31'45.43"E
Museum Schlösschen im Hofgarten:  49°45'44.51"N  -  9°31'55.39"E

Spaziergänger im Park

Samstag, 9. Februar 2013

Blick in die Geschichte (II)

Nach dem Erbauer kam Johann Carl Ludwig zu Löwenstein-Wertheim-Virneburg (1740-1816), der einzige Sohn des älteren Bruders von Graf Friedrich Ludwig, in den Besitz des Schlösschens. Die gemeinsam regierenden Brüder hatten 1780 vertraglich die Primogenitur für die evangelische Linie eingeführt. Johann Carl Ludwig war es, der 1812 den bayerischen Fürstentitel für die evangelische Linie erhielt, während die katholische Linie Löwenstein-Wertheim-Rosenberg schon hundert Jahre zuvor gefürstet worden war.

Über Johann Carl Ludwigs Beziehung zum Schlösschen ist wenig bekannt. Doch berichtet sein Sohn Georg, seit 1816 selbst Fürst, um 1854 in seinen Aufzeichnungen über einen Aufenthalt seiner Mutter Dorothea (1738-1799), einer geborenen Landgräfin von Hessen-Philippsthal-Barchfeld, im Hofgarten:

Meine treffliche Mutter war sehr leidend geworden ... Man hatte gehofft, dass, wenn ihr einer kleine Luftveränderung zu Theil würde, ihr Zustand sich vielleicht bessern werde; und da wir uns damals gerade in der schönen Jahreszeit befanden, so schlugen die Aerzte vor, dass sie das Gartenhaus im Eicheler Garten bewohnen möge, weil sie eine Reise zu unternehmen nicht im Stande war. Man traf bald alle Anstalten, um das Gartenhaus einzurichten, und meine Mutter wurde nun, sobald alles fertig war, mit der möglichsten Vorsicht hinausgefahren. Auch fühlte sie in den paar ersten Tagen, in welchen sie das Gartenhaus bewohnte, wirklich einige Erleichterung, und wir alle waren wirklich erfreut darüber, in dem wir hofften, dass vielleicht eine dauernde Besserung eintreten werde, allein leider wurden wir darin getäuscht ...

Georg schreibt, dass man das »Gartenhaus« für seine kranke Mutter »eingerichtet« habe. Es scheint also nicht in allzu lebhafter Nutzung gestanden zu haben drei Jahre nach dem Tod seines Erbauers. Doch glanzvolle Jahre und dann viele Jahre des Dornröschenschlafs lagen noch vor ihm. 200 Jahre später, nun in Bürgerhand, erwachte es zu neuem Glanz.

Christoph Faber zeichnete 1795 eine Ansicht der Stadt und Burg Wertheim (hier ein
Ausschnitt), auf der man im Hintergrund das Schlösschen am Mainufer zwischen der
Stadt und dem Dorf Eichel erkennt. Der noch relativ kleine barocke Garten ist von
einer hohen Mauer umgeben.

Dienstag, 5. Februar 2013

Eine Säule des Museums


Drei Sammlungen sind es, die den eigenen Bestand unseres Museums ausmachen. Eines dieser wichtigen Standbeine ist die Sammlung von Wolfgang Schuller, die — zunächst in der Kunststiftung Wolfgang Schuller vereint — durch Zulegung im Dezember 2012 in der Stiftung Schlösschen im Hofgarten aufgegangen ist. Unter der Überschrift »69 x Berliner Secession«  berichtete ein privates Blog am 5. Dezember 2012 über die Zeremonie:
 
Im Rahmen eines festlichen Aktes am gestrigen Vormittag im Gartensaal des Wertheimer Schlösschens im Hofgarten hat der verdienstvolle Wertheimer Kunstsammler Wolfgang Schuller seine Kunststiftung Wolfgang Schuller durch Zulegung, wie es im Juristendeutsch heißt, in die kommunale Stiftung Schlösschen im Hofgarten eingebracht. Die beiden Vorsitzenden der Stiftungsvorstände, Wolfgang Schuller und der Wertheimer Oberbürgermeister Stefan Mikulicz, unterzeichneten die entsprechenden Verträge.
Das Schlösschen im Hofgarten, das 2006 nach Rettung vor dem Abriss, Erwerb durch die Stadt Wertheim und kompletter Sanierung als Kunstmuseum eröffnet worden ist, befindet sich samt dem umgebenden Vier-Hektar-Landschaftpark im Eigentum der gleichnamigen Stiftung. Es beherbergt drei Kunstsammlungen, darunter die jetzt ins Eigentum übernommene Kunststiftung Wolfgang Schuller, die 69 Werke namhafter Künstler der Berliner Secession umfasst.

Foto: Michael Geringhoff
Das Foto zeigt die feierliche Unterzeichnung der Verträge durch Wolfgang Schuller (vorn links) und Oberbürgermeister Stefan Mikulicz. Zeugen der Zeremonie sind dahinter (von links): der Geschäftsführer der Stiftung Schlösschen im Hofgarten, Bürgermeister Wolfgang Stein, Museumsdirektor Dr. Jörg Paczkowski, das Mitglied des Kuratoriums der bisherigen Kunststiftung Wolfgang Schuller, Birgit Schulte-Modrow, der Vorsitzende dieses Kuratoriums, Dr. Christoph Ackermann, sowie der Unternehmer, Mäzen und Ehrenvorsitzende des Förderkreises, Ehrenbürger Helmut Schöler. 

Momentan existiert die Webseite der ehemaligen Stiftung Wolfgang Schuller noch, die einen Überblick über die Werke gibt, die zum Großteil von März bis November in der Dauerausstellung des Schlösschens zu sehen sind. Einzelne Stücke werden aber auch immer wieder für externe Ausstellungen ausgeliehen. Außerdem enthält die Seite ein Porträt des Sammlers und Mäzens.

Freitag, 1. Februar 2013

Blick in die Geschichte (I)


Ein Wertheimer, der in der Nachkriegszeit als Mieter des Fürstenhauses Löwenstein-Wertheim-Freudenberg im Schlösschen gewohnt hat, hat uns zu unserem letzten Beitrag mitgeteilt, dass er sich deutlich an eine verblassende Vergoldung der Tympanon-Inschrift erinnern kann. Vielen Dank!

Bis das Jahresveranstaltungsprogramm für das Schlösschen rechtzeitig zum Saisonbeginn vorliegt, wollen wir ab und zu einen Blick in die Geschichte des Hauses werfen.

Erbauer des Rokoko-Schlösschens war 1777 Graf Friedrich Ludwig zu Löwenstein-Wertheim-Virneburg (1706-1796), einer von fünf gleichberechtigt die Grafschaft Wertheim regierenden Brüdern der älteren, evangelischen Linie der Löwensteins.

Als Gießener Student schrieb er seinem Kommilitonen und Freund Johann Jacob Macrander aus Frankfurt am Main irgendwann zwischen 1724 und 1728 in dessen studentisches Stammbuch einen Spruch aus den Metamorphosen des römischen Dichters Ovid: Video meliora proboque deteriora sequor. (Ich sehe und lobe das Bessere, folge aber dem Schlechteren.) Dies mag zeigen, dass das studentische Leben auch damals schon seine eigene Ausprägung aufwies. Auf das Werk und die Hinterlassenschaft des alternden Grafen will das Zitat nicht mehr recht passen. Auch an den Prozessen menschlicher Reifung hat sich also offenbar wenig geändert.

Porträt des Grafen Friedrich Ludwig im Alter.
In erster Ehe war Graf Friedrich Ludwig mit der zehn Jahre jüngeren Sophie Christine Albertine, Gräfin von Erbach-Erbach, verheiratet, die 1741 im Kindbett nach der Geburt ihres dritten Kindes starb. Die zweite Ehe des Grafen mit Sophie Louise Christina zu Solms-Rödelheim und Assenheim blieb kinderlos. 

Als der Graf 1777 die Fertigstellung seines Sommersitzes erlebte, war er seit vier Jahren zum zweiten Mal Witwer und mittlerweile 71 Jahre alt. Doch 19 Sommer blieben ihm in dem Rokokobau, den erst das 20. Jahrhundert als »Schlösschen« apostrophierte, bis er fast 90-jährig starb.

Auf der Ost- und der Südseite des Gebäudes ließ der Graf damals einen Garten nach den Regeln barocker Gartenbaukunst anlegen, von dem ein Plan aus dem Jahr 1783 zeugt. Diese Planzeichnung schenkte das Fürstenhaus Löwenstein-Wertheim-Freudenberg dem neuen Eigentümer von Schlösschen und Park, der Stiftung Schlösschen im Hofgarten, anlässlich der Eröffnung des Museums 2006.  (Lk)

Der Ausschnitt aus dem Plan von 1783 zeigt unten rechts das Schlösschen,
oben links das Gärtnerhaus (heute Museumscafé) und rechts daneben die kleine
Georgskapelle, die erst im letzten Viertel des 20. Jahrhunderts eingestürzt ist.